Wir haben von Silvia gelernt, dass Trauer eine Art Raum ist, den man betreten, durchschreiten und aushalten muss, um dann irgendwann in einem neuen Raum anzukommen, in einem neuen Lebensabschnitt. Und wir haben gelernt, dass es unsere Aufgabe ist, den Menschen die Angst vor der Trauer zu nehmen, die Angst vor der Auseinandersetzung damit, vom sich Zeit lassen dürfen und die Gesellschaft davon zu überzeugen, sich mehr mit der Trauer zu befassen. Dieser Prozess ist für unsere Psyche gesünder, das können wir spüren – ohne es lernen zu müssen.
Trauer auszuhalten ist oft ein schmerzhafter Prozess. Dann tut es gut dieser Trauer einen Ort zu geben – zum Beispiel das Grab auf dem Friedhof – und sie an diesem Ort auch ein wenig zurücklassen zu dürfen.
Die Bedeutung eines Trauerorts auf dem Friedhof wird oft übersehen, weil die Rituale, die Menschen dort ausführen, oft im Verborgenen geschehen.
// Silvia Schäfer, Diplom-Psychologin
In dem Buch „RAUM FÜR TRAUER“ schreibt Silvia Schäfer über den Friedhof als Ort, dem ich meine Trauer zumuten darf. „Trauer dient dazu, zu lernen mit dem Verlust umzugehen, aber auch dazu, das eigene Leben und die veränderten Bedingungen und Rollen anzunehmen und sich in ihnen zu finden. Die Bedeutung eines Trauerorts auf dem Friedhof in diesem Prozess wird oft übersehen, weil die Rituale, die Menschen dort ausführen, oft im Verborgenen geschehen“, sagt Silvia Schäfer.
Drei Gründe für den Friedhof als Ort für einen guten Trauerprozess
- Der Friedhof ist der sichere Ort, an dem der Tote verwahrt wird. Er ist zudem ein Ort, an dem eine Brücke zu existieren scheint, zwischen der Welt der Lebenden und der Toten.
- Hier empfinden viele, dass sie die Welt für einen Moment anhalten können und durch ihre Rituale Verbundenheit spüren.
- Friedhöfe lassen auch dann noch Trauer zu, wenn in der öffentlichen Wahrnehmung die Trauer ein „Verfallsdatum“ erreicht zu haben scheint. Sie können so Orte sein, wo man seinen Schmerz zeigen kann und einen schlussendlich versöhnen.
Komplizierte Trauerverläufe entstehen oft, wenn dieser Ort fehlt, weil die Überreste des Verstorbenen zum Beispiel nicht auffindbar sind.“
// Silvia Schäfer, Diplom-Psychologin
Trauer als wertvolle Zeit und der Friedhof als Ort der Zumutung, Kapitel 4
von Diplom-Psychologin Silvia Schäfer
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des Herausgebers.