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Räume im Campus Vivorum: Abschied nehmen

Der „Campus Vivorum“ veranschaulicht Vorschläge zur zukünftigen Konzeption und Gestaltung von Friedhöfen. Das Experimentierfeld stellt beispielhaft vor, wie ein landschaftsarchitektonisches Raumgefüge auf Friedhöfen aussehen kann, dass die vielfältigen Bedürfnisse von Menschen fürsorglich berücksichtigt, indem es auf die unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen eingeht.

Räume im Campus Vivorum: Abschied nehmen

© Tobias Blaurock – Initiative Raum für Trauer

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Der Artikel ist zuerst im Magazin Friedhofskultur – Ausgabe 11-12/2023 erschienen

In einer zunehmend individualisierten, multikulturellen und mobilen Gesellschaft braucht es funktionale Orte der persönlichen Trauer. Eine ausdifferenzierte Mikrostruktur individuell nutzbarer, sinn- und wirkungsvoller Handlungsräume auf dem Friedhof spiegelt die grundlegenden Wünsche und Bedürfnisse von Hinterbliebenen wider. Der „Campus Vivorum“ ist konsequent dem Gedanken des heilsamen Trauerns folgend gestaltet. Im Mittelpunkt stehen den Menschen dienliche Räume des Abschiednehmens mit Beisetzungsorten, die ihnen ein selbstbestimmtes Handeln erlauben, ohne sie zu einer regelmäßigen (Grab-)Pflege zu verpflichten.

Struktur unter Bäumen

Eine allseitig umlaufende Bepflanzung rahmt diesen Raum ein. Ein Dach aus Bäumen spendet Schatten und schützt die Besucher vor den Blicken von Passanten. Auf einer Rasenfläche entstehen modulartige, in einem geometrischen Rastersystem konzipierte, individuell zu kombinierende und zu gestaltende Beisetzungsorte. Die in einem regelmäßigen Raster angeordneten, 40 mal 40 Zentimeter großen Module ermöglichen unterschiedlich große, individuell gestaltbare Beisetzungsangebote: Einzel-, Doppel-, Familien- oder Gemeinschaftsgräber. Rahmen aus Metall, Holz oder Stein, flache Platten, Stelen oder Sitzwürfel kennzeichnen die Beisetzungsorte.

Das grüne Dach lässt einen natürlichen Schutzraum entstehen und schafft einen privaten, geschützten Raum. Dieser Raum zeigt, wie mit eher einfachen landschaftsarchitektonischen Mitteln eine hohe Privatheit für trauernde Hinterbliebene herzustellen ist, und berücksichtigt den Wunsch vieler Menschen nach einem naturnahen Beisetzungsort oder einer waldähnlichen Umgebung auf einem Friedhof. Die Beisetzungsorte ermöglichen den Angehörigen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes, individuelles Abschiednehmen.

© Tobias Blaurock – Initiative Raum für Trauer

Individualität in der Gemeinschaft

Zwei betreute Gemeinschaftsgrabfelder – unterschiedlich organisch und geometrisch konzipiert. In einer Böschung sind Beisetzungsorte für Urnen in ein Hochbeet integriert. Die gemeinschaftlich gepflegten Anlagen verfügen alle über individuelle Pflanz- und/oder Ablageflächen, die den Hinterbliebenen die Möglichkeiten zum persönlichen Handeln bieten, ohne sie zur Pflege zu verpflichten. Sie sind mit kleinformatigen Zeichen – oft mit Ritualmöglichkeiten an den Beisetzungsorten – gekennzeichnet. Die einzelnen Beisetzungsorte sind zwar thematisch und formal harmonisch miteinander verbunden, aber trotzdem individuell zu gestalten und handzuhaben. Mobile und stationäre Sitzmöglichkeiten laden auch innerhalb der Grabfelder zum Verweilen ein. Die zwei unterschiedlich gestalteten Flächen demonstrieren die mögliche Vielfalt in der Gestaltung und machen das Nebeneinander zwischen „Rahmengrün“ und individuell genutzten Flächen deutlich. Sie zeigen, wie es gelingen kann, eine gärtnerisch gepflegte Anlage mit der Möglichkeit der individuellen Handhabung eines Beisetzungsortes zu kombinieren.

 

Autoren: Sarah Czasny und Willy Hafner, Initiative Raum für Trauer
Informationen unter www.raum-fuer-trauer.de, Besichtigungen auf Anfrage: info@raum-fuer-trauer.de

 

Hier finden Sie den Originalartikel zum Download:
Räume im Campus Vivorum: Abschied nehmen

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