Günter Czasny, Eric Wrede, Michael Schwarz, Dorothe Heidgreß, Manuela Pfann und Michael Lehofer (v.l.n.r.)
© Achim Eckhardt, trauer-now.de
Was hilft weiter? Neben Michael Lehofer suchen die Pädagogin und Trauerbegleiterin Dorothe Heidgreß, die Journalistin und SWR-Redakteurin Manuela Pfann, der Dokumentarfilmer Michael Schwarz und der Bestatter Eric Wrede gemeinsam mit dem Sprecher der „Initiative Raum für Trauer“ Günter Czasny nach Antworten. Entscheidend ist, darin sind sich die Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion „Reden über das Morgen der Trauer“ im Anschluss an den Dokumentarfilm „Der Tod ist ein Arschloch“ einig, zu akzeptieren, dass sich Verluste nicht vermeiden lassen. Einen nahestehenden Angehörigen oder Freund zu verlieren, ist jedoch das Schlimmste, was ein Mensch erleben kann. Dann braucht es Antworten, die helfen, egal wo sie herkommen; religiös konnotiert oder nicht, so die Journalistin Manuela Pfann.
Daneben braucht es einen Impuls, wieder ins Handeln zu kommen. Dieses Handeln ist immer – das ist die Ambivalenz – eine Begegnung mit dem Schmerz. „So eigenartig es klingt, der Ort des Schmerzes ist gleichzeitig der Ort der Heilung“, formuliert es Michael Lehofer.
Hilfreich ist es auch, Abschiede so zu gestalten, wie man sie selbst gerne hätte und (auch!) wie sie anderen guttun, eine Erfahrung von Eric Wrede. Reden ist wichtig; danach und vor allem davor, sagt der Bestatter. Was brauchen Sie selbst? Was brauchen die anderen? Zwei Fragen, die für ihn wichtig sind. Nichts draufsetzen, ist seine Antwort. Es geht nicht darum, es großartig zu machen. War die Kirche voll, die Menge hinter dem Sarg groß? Das ist kein Maßstab. Wichtig ist, wie geht es weiter, wenn alle weg sind? Darum geht es und darum, sich selbst und anderen Zeit zu geben.
Dann ist da noch die Sprachlosigkeit, die Ungewissheit, was im Kopf passiert. Trauer ist ein Chamäleon. Was heute gut tut, fühlt sich morgen vielleicht falsch an. Auf die Frage, wie geht Trauern richtig, gibt es keine Antwort. Dieses Gefühl macht hilflos. Alle fürchten es. Aber es ist notwendig. Es gibt keine Instanz, die sagen kann, so geht es. „Klugscheißen hilft nicht“, so Wrede.
Was hilft, ist, Verluste öffentlich anzuerkennen und persönlich zu verhandeln. Trauer kann eine Bindekraft für jeden und damit für die Gesellschaft entfalten. Gemeinschaft wird dann als Projekt erlebt und Zukunft möglich gemacht; gerade in Zeiten des Wandels.
Eine Antwort ist auch, sich ständig selbst (neu) zu erfinden. Es muss nichts, alles kann, das ist eine Botschaft an diesem inhaltreichen Abend. Die andere: Man kann immer zu viel, aber nie zu wenig machen.
Was bleibt? Die Erfahrung, dass Reden hilft und das Gefühl der Trauer in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Der Film „Der Tod ist ein Arschloch“ mit Eric Wrede und die „Initiative Raum für Trauer“ haben dies an dem Abend einmal mehr deutlich gemacht. Und jetzt? Geht der Blick nach vorne. Richten Sie ihren Blick darauf, wie Sie bis zum Ende Ihres Lebens leben (wollen). Leben Sie! Und: Lassen Sie sich nicht die Freude daran nehmen.
Willy Hafner
Günter Czasny, Eric Wrede, Michael Schwarz, Dorothe Heidgreß, Manuela Pfann und Michael Lehofer (v.l.n.r.)
© Achim Eckhardt, trauer-now.de




