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Neues im Bestand und Veränderung tun gut

Städte und Gemeinden entdecken ihren Friedhof wieder. Neben Publikums- und Fachmedien sind es vor allem Entscheider aus öffentlichen Verwaltungen sowie Verwalter von kommunalen und kirchlichen Friedhöfen, die sich über die im „Campus Vivorum“ vorgestellten Konzepte zur Gestaltung von Friedhöfen informieren.

Neues im Bestand und Veränderung tun gut

© Initiative Raum für Trauer

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Der Artikel ist zuerst im Magazin Friedhofskultur – Ausgabe 02-03/2024 erschienen

Im Mittelpunkt der mehrmals wöchentlich stattfindenden Vorträge und Führungen steht dabei eine von Menschen individuell und selbstbestimmt nutzbare ausdifferenzierte Mikrostruktur sinn- und wirkungsvoller Handlungsräume. Diese spiegeln die grundlegenden Wünsche und Bedürfnisse von Hinterbliebenen an einen funktionierenden Ort der persönlichen Trauer wider.

Freie Flächen sinnvoll nutzen

Die Probleme sind unübersehbar und überall ähnlich. Auf vielen Friedhöfen liegen Flächen brach. Die Entstehung dieser Überhangflächen hat unterschiedliche Gründe: durch die zunehmende Popularität von Feuerbestattungen entstehen nie genutzte Flächen oder Bereiche, in denen durch die mangelnde Nachfrage immer größere Lücken zwischen vorhandenen Gräbern entstehen. Eine Entwicklung, die zunehmend ein optisch-ästhetisches Problem darstellt. Es entsteht oft ein trostloses Bild, das die mangelnde Akzeptanz eines Friedhofs sichtbar macht und seiner öffentlichen Wahrnehmung schadet.

Wichtig ist, dass diese Flächen den Anschluss zum umgebenden Friedhof nicht verlieren und ihn noch weiter entwerten. Es geht darum, attraktive Lösungen für die Nutzerinnen und Nutzer vom Friedhof zu schaffen, die sich harmonisch in das Erscheinungsbild des gesamten Friedhofs einfügen.

Neues im Bestand

Der Raum „Neues im Bestand“ stellt geschützte Abschiedsräume vor, die zeigen, wie es gelingt, mit kleineren, innovativ angeordneten Grabfeldern Freiflächen zu füllen. Es entsteht der Eindruck, dass der Friedhof auch in diesen Bereichen genutzt und akzeptiert wird. Klassisch-tradierte erd- und Urnengräber, Gemeinschaftsanlagen, neuartige Beisetzungsorte mit Gestaltungs- oder Themenschwerpunkten zeigen hier das gesamte Angebot der auf bestehenden Friedhöfen zurzeit üblichen Beisetzungsorte.

© Initiative Raum für Trauer

Auch Tierbeisetzungen sind möglich. Die Anordnung dieser Beisetzungsorte im „Campus Vivorum“ demonstriert, wie Freiflächen bestehender Friedhofsfelder sinnvoll und für die Menschen attraktiv geschlossen und genutzt werden können. Die Konzeption durchbricht bewusst die bisherigen strikten Rasterstrukturen. Es entstehen für die Angehörigen dienliche Beisetzungs- und für alle Menschen einer Gemeinde attraktive Aufenthaltsorte. Die hier gezeigten, modulartig konzipierten Gestaltungs- und Ausstattungselemente (kleinere Gemeinschaftsanlagen, Bänke, Stühle oder bespielbare Skulpturen) können nachträglich in jede Friedhofsanlage integriert werden.

© Studio Kamenar

Innerhalb einer typischen Friedhofsstruktur aus rasterartigen Grabreihen und traditionellen Strukturen entstehen so neue, durch unterschiedlich hohe Bepflanzungen gegliederte und geschützte Abschieds- und Aufenthaltsräume. Die Bepflanzungen dienen dazu, innerhalb bereits bestehender Friedhöfe neue Grabfelder mit einer hohen Aufenthaltsqualität zu schaffen. Dazu werden die Beisetzungsorte als kleine Einheiten gestalterisch zusammengefasst, um einerseits ein Gefühl einer Gemeinschaft zu vermitteln und andererseits den Besuchern und Besucherinnen die gewünschte Privatheit zu ermöglichen.

Beispielhaft zeigt dieser Raum, wie auf einem Friedhof mit überschaubaren Mitteln in bestehenden und / oder neu zu gestaltenden Flächen ein Angebot aus unterschiedlichen Beisetzungsorten mit einer hohen Aufenthaltsqualität für Hinterbliebene entstehen kann.

Veränderung tut gut

Die Anforderungen von Hinterbliebenen an einen Beisetzungsort verändern sich. Gefragt sind Konzepte, die individualisiert auf die jeweilige (Lebens-) Situation von Menschen abgestimmt werden können. In einem geschützten Raum entstehen hier Beisetzungsorte in einem modaleren Rastersystem, die – je nach Anforderung – als Gemeinschaftsanlage oder als Einzelgräber genutzt werden können.

© Initiative Raum für Trauer

Das Rastersystem ist dabei so gestaltet, dass in diesem Bereich nebeneinander sowohl Sarg- wie auch Urnenbeisetzungen möglich sind. Beide Bestattungsarten bieten individuell gestaltbare, in ihrer Größe den persönlichen Bedürfnissen anzupassende Flächen, die jederzeit ein selbstbestimmtes Handeln erlauben, ohne zu einer Grabpflege zu verpflichten. Alle Beisetzungsorte sind mit individuell gestalteten Grabzeichen gekennzeichnet. Die Beisetzungen können – den sich ändernden Bedürfnissen der Angehörigen entsprechend – jederzeit neu- oder umgestaltet werden. Die Bereiche des gemeinschaftlich gepflegten Rahmengrüns und der individuell zu gestaltenden Bepflanzungen der Grabflächen sind klar voneinander getrennt. Auch hier sind Tierbestattungen möglich. Eine den ganzen Raum einfassende Rahmenbepflanzung schafft eine private und geschützte Atmosphäre. Die vielen Sitzgelegenheiten laden zum Aufenthalt ein und machen den Angehörigen ganz persönlich gestaltete Abschiede möglich.

 

Autoren: Sarah Czasny und Willy Hafner, Initiative Raum für Trauer
Informationen unter www.raum-fuer-trauer.de, Besichtigungen auf Anfrage: info@raum-fuer-trauer.de

 

Hier finden Sie den Originalartikel zum Download:
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