„A schöne Leich“…
…meint in Österreich vor allem eine würdevolle Bestattung. Die Wiener waren und sind die Profis für den Trauerfall. Ein krönender Abschluss, selbst eines bescheidenen Lebens, war essenziell. Der Tod, das muss ein Wiener sein, genau wie die „Liab“ (Liebe) eine Französin. Denn wer bringt dich pünktlich zur Himmelstür, da hat nur a Wiener des Gspür dafür, sang der bekannte Liedermacher Georg Kreisler, der auch gern Tauben-vergiftend im Park unterwegs war, Liedtextmäßig.
Gehen wir jetzt noch auf Sigmund Freud ein?, fragt ein Inneres Stimmchen. Denn er war ursächlich am Wiener Profi-Image für Trauerarbeit, der Begriff wurde 1912 von ihm kreiert, beteiligt. Nein, heute nicht, antworte ich mir.
Also gut.
Foto: © Gisela Zimmermann
Der Wiener Zentralfriedhof ist mit einer Gesamtfläche von 2,5 Quadratkilometern der zweitgrößte Friedhof Europas, nach Hamburg-Ohlsdorf, dem größten Parkfriedhof der Welt. Geht man jedoch von der Anzahl der circa 330.000 Grabstellen aus, ist der Wiener der größte Friedhof Europas. Der Wiener Zentralfriedhof hat mehr Einwohner unter der Erde als ganz Wien über der Erde, „es lebe der Zentralfriedhof“, sagt Erich Traxler vom Wiener Bestattungsmuseum. Stolz auf seine Toten schwingt mit. Auch sein Museum vor Ort ist beliebt. In der langen Nacht der Museen kommen bis zu 2.500 Besucher. Gezeigt werden unter anderem Herzstichmesser und Rettungswecker, als Zeugen für die einstmalige Angst, lebendig begraben zu werden. Gesetzlich sei der Herzstich auch heute noch erlaubt, von zwei Ärzten zu protokollieren und durchzuführen, sagt Erich Traxler, kann sich aber nicht erinnern, wann das zuletzt geschah.
Der Zentralfriedhof wurde 1874 am südöstlichen Stadtrand Wiens, also weit draußen angelegt mit der Überlegung, dass der Wind aus dem Wien-Tal möglicherweise entstehenden Leichengeruch nicht in die Stadt, sondern aus ihr hinaus bläst. Denn nur der Hochadel konnte sich Sarkophage leisten, die ein Metall-Inletts besaßen, dass mehrfach verschweißt war und keinerlei Luftaustausch erlaubte. Der Zahn der Zeit nagt an allem Irdischen. Die hohe Luftfeuchtigkeit in den Gruften hat zu Korrosionen geführt. Nach den Restaurierungen wurden Klimaanlagen eingebaut. Jetzt ist es auch im Winter kuschlig.
Foto: © Gisela Zimmermann