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Der Regisseur Michael Schwarz und sein Kameramann Alexander Griesser begleiten Mitarbeiter des Berliner Bestattungsunternehmens Lebensnah mit der Kamera bei ihrer Arbeit. Im Rahmen der Veranstaltung „Reden über das Morgen der Trauer und ein Film über den Tod und das Sterben von heute“ wurde der Dokumentarfilm Mitte November noch vor seinem Kinostart im Glashaus der Kunstgießerei Strassacker in Süßen vorgestellt.
Ein Hinterhof in Berlin. Architektur der 1990er Jahre. Grauer Himmel und Schneeregen. Zwei Menschen unterhalten sich. Es gilt, einen Transport aus einer Etagenwohnung zu organisieren. „Gleich in den Sarg oder erst auf die Bahre?“ Es dauert nur wenige Sekunden, bis deutlich ist, um was es in diesem Film geht und wer hier mit wem spricht. Die Neugierde ist geweckt. Das Thema ist formuliert. Die Intention ist offensichtlich. Der Tod ist unkalkulierbar, nicht berechenbar, aber die Menschen, die mit ihm umgehen, sollten einfühlsam und nie distanzlos sein. So beginnt die manchmal berührende, aber nie nur traurige Reise zu Ängsten, Erinnerungen und Hoffnungen. Wärme und Empathie stehen dabei im Vordergrund.
Der Film Der Tod ist ein Arschloch ist kein trockener Dokumentarfilm. Er ist ein Porträt über den Umgang mit dem Sterben in unserer Gesellschaft und vor allem ein Plädoyer dafür, lebendig zu leben. Er zeigt, dass das unvermeidliche Ende ein Teil des Lebens ist. Der Erzählbär, wie sich der Bestatter Eric Wrede selbst nennt, und seine Kolleginnen und Kollegen bei Lebensnah wollen mit ihrer Arbeit einen neuen Zugang zu den Themen Abschied und Schmerz aufzeigen; manchmal provokant, oft tiefgründig, aber immer menschlich. Bei ihnen ist alles persönlich: die Gespräche mit den Hinterbliebenen, die Planung und Durchführung der Trauerfeier und vor allem der Umgang mit den Verstorbenen, mit denen sie ständig reden: beim Transport im engen Treppenhaus, beim Ankleiden in einer kalten Halle oder bei der Fahrt zum Friedhof.
Eric, Maria, Katja und Siv-Maria haben einen erfrischend anderen Blick auf die Themen Sterben, Tod und Abschied. Ihr Ansatz weicht ab von den Normen, wie eine würdige Bestattung auszusehen hat. Die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden stehen im Vordergrund. Es gibt keine Verkaufskataloge, keine normierten Veranstaltungen und keine Einschränkungen, natürlich im Rahmen der Gesetze.
Der Film Der Tod ist ein Arschloch ist ein eher stiller Film. Es gibt keine pathetischen Bilder und keine moralischen Appelle, keinen voyeuristischen Blick auf das Leid der anderen und keine breitgetretenen Kuriositäten aus dem Alltag eines Bestatters. Der Film setzt auf Zurückhaltung. Nähe entsteht hier durch respektvolle Distanz. Die Kamera beobachtet still und unaufgeregt. Sie verzichtet auf Schwenks oder Fahrten, ist den Menschen nahe und zeigt sie doch immer mit respektvollem Abstand. Im Mittelpunkt steht das, was die Menschen zu sagen haben, was sie tun und was sie lassen. Der Film ist ein Plädoyer dafür, den Tod ins Leben zu lassen. Da dürfen junge Menschen schon einmal in einem Sarg probeliegen, da bespricht eine kranke Frau genau, wie sie sich ihre eigene Bestattung vorstellt und fährt Eric als „Frontmann“ gemeinsam mit einer Trauergemeinde die Urne mit dem Lastenrad durch Berlin zum Ort der Beisetzung.
Der Film endet mit einer Trauerfeier, die ein Anfang sein will für einen anderen Umgang mit Abschied, Schmerz und Erinnerung. Beklemmungen? Fehlanzeige! Am 27. November kommt dieser Liebesfilm, wie ihn der Grazer Psychologe und Psychiater Michael Lehofer nennt, in die Kinos! Anschauen! Wo? In einem Kino ganz in Ihrer Nähe. https://mindjazz-pictures.de/filme/der-tod-ist-ein-arschloch/
Und die Gesprächsrunde? Wir fassen die Ergebnisse im nächsten Beitrag zusammen – demnächst in diesem Theater! Freuen Sie sich auf die Ein- und Aussichten der Pädagogin und Trauerbegleiterin Dorothe Heidgreß, den Psychologen und Psychiater Michael Lehofer, die Journalistin und SWR-Redakteurin Manuela Pfann, den Regisseur Michael Schwarz sowie den Bestatter Eric Wrede und ihre Ein- und Aussichten zu den Möglichkeiten, wie ein sinnvoller Umgang mit dem Gefühl der Trauer in Zukunft aussehen könnte. Der Sprecher der Initiative Raum für Trauer, Günter Czasny, moderierte die Veranstaltung.



